V.i.C.

 
 

Vita inter Convenium

    Aufzeichnungen eines Mönches über das
Leben unter Magiern in einem Bund

 

 
 
 
 

20.9.1232
Endlich, heute ist der Tag der Abreise. Es waren zwar ein paar interessante Tage hier an der "Narbe der Erde", doch das Essen und die Getränke vertrage ich nicht richtig. Die Magier scheint das nicht zu interessieren, sie bleiben noch einige Zeit um sich das Spiel der Elemente, wie sie es nannten, zu studieren.

 
 
 
 

24.9.1232
Den vierten Tag sind wir jetzt auf See. Eine ruhige Fahrt, immer in Küstennähe. Fast immer. Die anderen haben es nicht bemerkt, aber dieser Nichtsnutz von Kapitain hatte sich doch tatsächlich in der letzten Nacht vernavigiert. Zum Glück konnte ich das wieder korrigieren, aber ich werde ihn im Auge behalten. Wenn wir weiter so einen günstigen Wind haben, werden wir morgen schon die Küste von Nordstadt sehen können und dort erwartet mich bei einem alten Freund in seiner gemütlichen Schänke ein verträgliches Mahl mit einem wunderbaren Krug Bier.

 
 
 
 

25.9.1232
Wir haben es mittlerweile tief in der Nacht. Ich werde noch ein paar Zeilen schreiben, denn an Schlaf ist in dieser Situation nicht zu denken. Am Bett von Jim O`Brien, eine flackernde Kerze spendet mir ein wenig Licht. Er scheint mittlerweile eingeschlafen zu sein. Ich habe ihn untersucht und körperlich mache ich mir keine Sorgen um ihn, aber er hat viel durchgemacht und keiner kennt seine Gedanken und damit verbundenen Fragen, welche ihn Quälen, besser als ich.
Der Abend fing gut an. Während meine Freunde zum Bund "Zum silbernen Halbmond" gingen, beschloß ich meinem Bekannten ein starkes Getränk, welches aus den neu entdeckten Landen kommt vorzustellen und um natürlich ein frisches Bier zu trinken. Wir hatten viel Spass, denn mit dem Gesöff konnte man die Spreu vom Weizen trennen. Die Bergleute zeigten sogar schon reges Interesse an diesem Getränk, welches sich für die kalten Winternächte hervorragend eignen würde.
Später kam ein Bote, der mich abholen sollte um mit O`Brien und meinen Freunden zu speisen. Nichts ungewöhnliches, aber wir waren nicht alleine. Ein Fremder, der weder mit uns sprach noch uns eines Blickes würdigte aß mit uns. Nach dem Essen verließ er uns und von da an überschlugen sich die Ereignisse. Ich kann gar nicht mehr sagen, wie alles anfing, doch irgendwann stand Jim O`Brien mit seinem Schwert in der Hand da und er sah so aus, als wollte er uns angreifen. Im nächsten Augenblick aber wollte er sich mit seinem Dolch selber erstechen. Seine Augen zuckten und veränderten die Farbe. Er konnte zum Glück schnell überwältigt werden, was nicht zuletzt auch am Sake lag. Ach so, ich habe vergessen zu erwähnen, dass so das starke Gebräu heißt, welches ich von der Reise mitgebracht habe. Keine Wachen mehr vor der Tür, wir waren auf uns alleine gestellt. Während Elodan und Dorian das große Haus untersuchten um zu sehen, ob sich doch noch jemand darin aufhält, blieb ich mit den anderen in dem verbarrikadierten Raum um den ohnmächtigen und kalten O`Brien zu pflegen. Wir bekamen heraus, dass es irgendetwas mit den Kerzen im Raum zu tun haben mußte, denn es waren genauso viele wie Anzahl der Personen. Eine war allerdings erloschen. Wir machten einen Versuch. Wir zündeten die eine Kerze wieder an und Jim O`Brien kam tatsächlich wieder zu sich, konnte sich allerdings an nichts erinnern. Die anderen kamen nach einiger Zeit wieder. Und mit ihnen der Schwertmeister vom Bund. Sie hatten ihn gefesselt in seiner Kammer gefunden. Sie erzählten von einem Mann mit einem Kampfstab den sie für einen Augenblick im seinem Raum sahen. Vielleicht nur eine Einbildung. Aber eins hatten sie sich gewiss nicht eingebildet, die Leichen im Flur und ein Mann der vor ihnen aus der Wand trat. Aber was genau geschehen ist, kann ich nicht sagen. Vielleicht sollte ich noch einmal nachfragen.
Alle wieder vereint tauschten wir das Erlebte aus und wagten einen weiteren Versuch. Meine Kerze, die an dem Platz stand, wo ich gespeist hatte sollte mit meinem Einverständnis gelöscht werden. Das bekamen sie auch, aber da keiner wissen konnte wie ich reagieren würde, hielten mich zwei meiner Freunde, auch zu meinem eigenen Schutz, vorsichtshalber fest. Kaum war die Kerze aus, war ich nicht mehr der selbe. Elodan und Sir Henry, hatten wohl gedacht mich leicht festhalten zu können, aber dem war nicht so. An das nächste, an was ich mich erinnere war das ich an der Tür, die einige Schritt weiter weg war, wieder zu mir gekommen bin. Nicht nur ich, sondern vor allen Dingen die anderen hatten ein paar schlimme blaue Flecken und Beulen abbekommen. Das ich wieder zu mir gekommen bin lag wohl auch hier an der Tatsache, dass jemand meine Kerze wieder angezündet hat. Was ich in der kurzen Zeit meiner Abwesenheit gesehen habe, kann ich noch nicht richtig verstehen. Sonderbar, was ich erlebt habe, aber ich kann mich nur noch an Fetzen erinnern. Doch eins ist gewiss, meine Kerze bleibt in Zukunft am brennen.
Gemeinsam haben wir es nach einigen Anstrengungen geschafft hier in das Gebäude der Magier zu gelangen, die sich um uns kümmern. Obwohl Elodan und Dorian von einer kleinen aber merkwürdigen Reiterschar berichteten, die scheinbar aus dem Nichts gekommen ist und auf der Straße auftauchte, . Nun gut, der Bann mit den Kerzen scheint aufgehoben, doch das Erlebte muß ich noch verarbeiten.
Jetzt sitze ich hier und es sind noch viele Fragen offen. Wer war der merkwürdige Gast? Warum ist er plötzlich, wie wir erfahren haben, mit seiner Gefolgschaft in Richtung Süden aufgebrochen? Was haben diese Magie, die doch unsere Bekannte sind mit ihm zu schaffen? Irgendwie habe ich das Gefühl, dass sich einige Leute zeitweise merkwürdig benehmen und ich keinem mehr trauen kann.

 
 
 
 

26.9.1232
Es dämmert, viel kann ich nicht mehr schreiben. Zudem habe ich in der letzten Nacht nicht den Schlaf bekommen den ich brauche und den ganzen Tag auf der Karre zu sitzen ist auch nicht mehr so gut für meinen schlimmen Rücken.
Während ich bei O´Brien in der letzten Nacht am Bett eingeschlafen war, haben die anderen wohl noch irgendwelche auffälligen Leute von der Strasse verhört und die Magier ein Ritual durchgeführt. Das Ergebnis verwirrt mich noch mehr. Wir sollen einen Mann mit dem Namen Ugin suchen. War ich nicht Ugin?
Während dieser Zeit wurde es wieder unnatürlich kalt in den Mauern des Bundes. Diese Kälte war nicht normal, denn sie lässt einem die Nackenhaare zu Berge stehen. Mit ihr kam auch ein Windhauch, welches in einem geschlossenen Raum unmöglich ist. Mir war Angst und Bange um meine Gefährten, als ich sah, dass wieder eine Fackel erloschen war. In den letzten Stunden ist immer einer geistig neben sich getreten oder gar gestorben, wenn ein Licht erlosch. Aber keinen meiner Freunde scheint es erwischt zu haben und auch keinen der anderen. Dann war es wieder soweit. Ich hörte Elodan Alarm schreien, ein Knall und ein Rumpeln. Eine Tür splitterte und ein Mann trat aus dem Raum, in dem das Ritual stattfand. Mir schwante etwas. Dieser Mann war in dem gleichen Traum oder Geisteszustand gefangen wie Jim O´Brien und ich es waren. Ich wagte einen Versuch und sprach ihn im Namen von Ugin an. Der Mann hielt tatsächlich inne. Er erwiderte meinen Gruß im Namen von Augustus. Die anderen wunderten sich doch sehr und ich mußte sie beruhigen. Beruhigen ist gut, ich kenne selbst nicht die Zusammenhänge. Und dann, als der Mann gerade Vertrauen fassen wollte, kamen die Magie. Wir hätten vielleicht etwas durch ihn erfahren können, doch dazu ist es jetzt zu spät, denn der arme Mann weilt nach diesem Zwischenfall nicht mehr unter uns. Ich achte die Magier, aber da behinderten sie die mich. Ich suche Antworten auf meine Fragen und sie, sie machen alles zu Nichte.
Ich glaube, ich habe eine große Dummheit begangen. Ich bin so auf Antworten versessen, dass ich eine der Wachen durch eine List überredete etwas im Bund herum zu spionieren. Er war heute Morgen nirgends aufzufinden. Ich hoffe ich habe ihn nicht auf dem Gewissen.
Jetzt bin ich mit meinen Sodales in Richtung Süden unterwegs. Zu einem Forst, den man Dunkelwald nennt. Ich habe das Gefühl, dass sich der Nebel in meinem Kopf bald lichten wird.

 
 
 
 

28.9.1232
Gestern haben wir ein wenig eher gerastet, weil wir eine kleine Schlucht durchqueren müssen und keiner es im Dunkeln riskieren wollte. Es ist unbekanntes Gebiet und wir sind entsprechend vorsichtig.
Das Frühstück schmeckt mir trotz aller Strapazen aber gut. Ich glaube ich nehme mir noch einen Nachschlag.
Eben habe ich bei Dorian ein paar Wunden versorgt. Anscheinend habe ich wieder alles verschlafen. Es soll uns letzte Nacht ein Tier, welches katzenähnlich war angegriffen haben. Ich sollte daran arbeiten, denn wenn ich schon nicht einmal mehr wach werde, wenn wir angegriffen werden ...

 
 
 
 

1.10.1232
Wir wurden eben von menschähnlichen Monstern angegriffen. Ich selber habe noch keine gesehen, aber habe gehört, dass man sie Orks nennt. Abscheuliche Gestallten. Zum Glück haben wir erfahrene Kämpfer, die sich auch in dieser Dunkelheit zurechtfinden und gut ihre Waffen führen können. Wer weiß, was uns sonst wiederfahren wäre, denn diese scheußlichen Wesen scheinen zu ihrer körperlichen Überlegenheit auch Künste zu besitzen, die deren der Magier gleichen. Sehr verwunderlich, aber ich gebe zu, dass ich meine Studien über diese Wissenschaft und deren Anwender noch bei weitem nicht abgeschlossen habe.
Oft kommen mir die Menschen und andere Wesen, welche sich dieser Kraft bedienen doch recht merkwürdig vor. Aber eines muß man ihnen lassen, es sind oft scharfe Denker, die sich von den Gedankengängen, der normalen Menschen lösen können. Es war interessant zu beobachten, wie Mortifer Fatalis ein Problem auf seine Art gelöst hat. Ich würde es wieder als "typisch Magier" betrachten, welches meine Aufzeichnungen über solche Menschen wieder einmal bereichert. Einer unserer zauberkundigen Gegner wurde heute Nacht erschlagen. Wer jetzt denkt dies geschah durch eine Waffe oder den bloßen Fäusten, der irrt. Kaum haben wir in fernen Ländern ein riesiges Tier kennen lernen dürfen, welches die Einheimischen als Elefant bezeichnen, hat dieser Magier doch wirklich den Einfall gehabt ein solches Tier über unserem stärksten Gegner erscheinen zu lassen. Mit seiner Masse und Gewicht begrub es den zauberkundigen Ork unter sich. Diese Tiere werden dort, wo wir sie sahen wie die Ochsen bei uns gehalten und sind trotz ihrer Größe anscheinend friedlich. Sie sind bestimmt so groß wie ein halbes Dutzend Ochsen und haben eine furchterregende Tentakel im Gesicht, von der die Einheimischen sagen, dass es nur der Rüssel welches ein anderer Name für Nase sei, ist. Ich bin das noch skeptisch, denn seit wann kann man mit seiner Nase etwas greifen und durch die Luft schleudern, was die Größe eines Baumes hat. Ich hoffe nur Meister Aureus bringt nicht ein solches Tier mit zu unserem Bund, denn er schien schon Interesse an der Kraft dieses Wesens zu haben. Wieder ein Beispiel dafür, dass diese Magier förmlich das Unheil heraufbeschwören.
Auf jeden Fall sollten wir sehen, das wir des Nächtens nicht mehr draußen schlafen, falls dieses unbekannte Gebiet noch weitere unangenehme Überraschungen zu bieten hat. So eine Schänke wie die, welche wir vor zwei Tagen sahen, würde mir da schon gefallen Auch wenn wie immer ein paar merkwürdige Erscheinungen und andere Phänomene zu beobachten waren. Aber damit muß man sich abfinden, wenn man mit Magiern lebt und sie studiert. Ich denke der Rest der Nacht wird ruhig verlaufen, so dass ich jetzt ein wenig schlafen kann, denn wir werden nach Auskunft des Gastwirtes vor zwei Tagen bald tief im Dunkelwald sein. Was uns da alles erwarten mag, möchte ich mir lieber nicht vorstellen und welche Rolle ich dabei spiele ist mir auch noch weiterhin unklar.
Aber der Barde, den wir kürzlich aufnahmen, kann uns bestimmt mit seiner Sangeskunst auf andere Gedanken bringen. Es wäre nur ratsam, schnell ein paar andere Reime zu dichten, als solche, die sich über Magier und ihre Künste lustig machen.

 
 
 
 

6.10.1232
Endlich wieder eine gute Mahlzeit, ein großes Bier und ein weiches Bett!
Ich kann mich kaum konzentrieren, mein Kopf wird immer schwerer,
meine Gedanken weic......
A A  BZZZzzz

 
 
 
 

7.10.1232
Ich habe mich heute besonders früh von Bartholomäus wecken lassen, damit ich schnell noch diese Zeilen schreiben kann und somit die Erlebnisse der letzten Tage nicht in Vergessenheit geraten. Eigentlich wollte ich das gestern Abend schon erledigt haben, aber mich übermannte die Müdigkeit von der langen Reise. Kaum saß ich gestern nach dem Essen in meiner Stube auf meinem Bett, müssen mir wohl die Augen zugefallen sein. (Verdammt, der Herr weiß, wie ich diese Tuscheflecken wieder loswerde)

Es geschah vor ein paar Tagen im Dunkelwald. Wir hatten uns bis auf wenige hundert Meter den Leuten genähert, welche wir verfolgten. Elodan schlich sich alleine durch das Unterholz um noch näher heranzukommen und die Situation einschätzen zu können. Dann hörten wir einen Schrei und Dorian machte sich auf de Weg Elodan zu suchen. Ich selber blieb selbstverständlich bei Mortifer, als mir auf einmal die Umgebung merkwürdig vertraut vorkam. Ich kannte sie aus meinen Tagträumen und wusste, dass jeden Moment eine Schlacht stattfinden würde. Welche Ausmaße sie annehmen würde, konnte ich mir zu dem Zeitpunkt noch nicht ausmalen. So brach ich mir eine Planke aus der Kutsche und rannte ohne auf mein eigenes Leben zu achten in den Wald um die anderen zu warnen. Als erstes fand ich Dorian, der zusammen mit dem Barden der einige Tage zuvor verschwunden war, im Unterholz Deckung suchte. Wo der Barde auf einmal wieder herkam, kann ich mir nicht erklären, aber er spielte in diesem Spiel eine größere Rolle, als wir zuvor angenommen hatten. Doch da werde ich später noch drauf zu sprechen kommen.
Mortifer flitzte derweil in Wolfsgestalt an uns vorbei um Elodan zu suchen. Dann nahm das Unheil seinen Lauf. Als erstes hat es Dorian erwischt. Er befahl uns auf einmal sein Gebiet unverzüglich zu verlassen, oder er würde die Wachen rufen. Er war wie ausgewechselt und den richtigen Dorian vermochte ich nicht zu erreichen. Das dauerte ihm wohl zu lange und nach einem Ruf von ihm kamen aus den Bäumen viele Wachen an Seilen herunter. Was sollte ich anderes tun, als mich zu ergeben und so ließen sie von mir ab, während der Barde mich Verräter schimpfte und die Flucht ergriff. Die Wachen, die Dorian gerufen hatte, selbstverständlich hinterher. Dann kam der Wolf wieder an uns vorbei und hinter ihm her war Elodan mir einer riesigen Streitaxt. Himmel dachte ich, jetzt hatte es ihn auch erwischt. Dann ging alles drunter und drüber. Ich fand mich in einer Schlacht wieder, wie ich noch keine gesehen hatte. Dorian befehligte eine Armee von Baumkämpfern und an seiner Seite ein Schamane, der Feuer auf die gegnerischen Armeen regnen ließ und deren Schildwall förmlich zum schmelzen brachte. Er stand hoch in einem Baum, auf einem Plateau und war nicht mehr er selber. Der Gegner war zu meinem entsetzen Elodan, der wiederum Legionen von Fußvolk befehligte. Überall lagen Leichen. Man konnte kaum den Boden berühren, ohne auf zerfetzte Körper, verbrannte Leichen zu treten oder in Blut zu waten. Überall Schreie, das stapfen von Horden, das bersten von Holz, ein Alptraum!
Dann muss es auch mich erwischt haben. Ich kann mich zwar schemenhaft daran erinnern, dass ich an der Seite Elodans als Ugin gekämpft habe. Kann mich aber erst später wieder an alles genau erinnern, als ich wieder klar wurde, was man von den anderen nicht behaupten konnte. Wo sollte ich hin und wem helfen? Auf beiden Seiten standen sich enge Vertraute gegenüber. Es war mir unmöglich einzugreifen. Wie auch, ein einzelner Mönch der klar war inmitten einer wahnsinnigen Schlacht, von wahnsinnigen geführt.
Da erkannte ich den merkwürdigen Gast, der mit uns zusammen am Tisch im Silberenen Halbmond saß wieder. Er stand nur ein paar Schritt von mir entfernt und schickte sich an den Standort zu wechseln und im Wald zu verschwinden. Der Wolf, oder sollte ich besser Mortifer sagen, stand glücklicherweise auch bei mir. Ich erzählte ihm, was ich gesehen hatte und hoffte er würde mich trotz seiner Gestallt verstehen. Dem war wohl so, denn gemeisam nahmen wir die Verfolgung auf. Zu diese Zeitpunkt müssen auch meine Freunde nacheinander wieder zu sich gekommen sein. Irgendwie schafften wir es uns im Getümmel, welches auch noch durch Oger und laufenden Bäumen ergänzt wurde, wiederzufinden. Die Verfolgung durch den Wald war gefährlich. Feuerwalzen und Feuerringe brachen durch das Holz. In Blickweite war alles verbrannt. Schwarze Stümpfe und geschmolzenes Metall, wo ich auch hinblickte. Aber es wurde ruhiger, die Schlacht schien genauso schnell zu Ende zu sein, wie sie begann. Die Rauchschwaden lichteten sich und alles um uns war still. Da sahen wir den Mann, den wir suchten. Er kniete auf dem Boden und machte erst keine Anstallten sich zu regen, doch dann stand er auf und kam ganz nah an uns vorbei. Da trat Mortifer hinter einem schwarzen Baum hervor und sprach ihn an. Wie sollte es auch anders sein, es war fast wie bei unserer ersten Begegnung. Brauchbare Informationen war er nicht bereit zu geben, aber er sagte wenigstens etwas. Klar, diesmal sprach er auch mit Mortifer, einem Magier. Aber wie schon erwähnt, er wollte uns nicht aufklären. Er teilte mir wenigstens noch seinen Namen mit, der Tarabas von Fährenbauch lautete. Nach beharrlichen Versuchen von Elodan rückte er noch mit einer heißen kleinen Kugel heraus, welche er beim nächsten Vollmond benutzen könne und sagte noch, dass wir ein paar Meter nördlich im Wald etwas für uns finden würden. Dann zog er davon und löste sich einigen Metern in Nichts auf. So einfach möchte ich mich auch einmal in manchen Situationen verdrücken können.
Wir fanden wenig später an der besagten Stelle im Wald eine große Truhe. Sie hatte aber keinen Deckel, schien aus einem Guss zu sein und konnte nicht von uns geöffnet werden. Bestimmt steckt ein komplizierter Mechanismus dahinter, denn es sind bewegliche Runen oder andere Zeichen auf ihr. Sie war enorm schwer und wir zogen sie mit Pferden zu meiner Kutsche um sie zu verladen.
Dann wieder etwas, was ich nicht verstehe. Auf meiner Kutsche saß eine Frau, die ich als die erkannte, welche Tarabas von Fährenbauch schon während unserer ersten Begegnung zu begleiten schien. Ich hielt sie bis jetzt nicht für erwähnenswert aber das änderte sich, als sie sagte, dass sie die Schwester dieses Mannes oder Zauberers sei. Nach einer schallenden Ohrfeige, die sie zuvor von Mortifer kassiert hatte und ihre Wange feuerrot färbte, ging sie schnurgerade in den Wald. Ich versuchte sie aufzuhalten. Erst freundlich, dann etwas energischer indem ich sie festhielt, was mir aber nicht gelang. Zu meiner Überraschung tauchte dann wieder der Barde auf, der zu allem Überfluss noch behauptete, er würde auf sie achten und sie beschützen.

So, jetzt wollte ich Antworten haben. Es sollte sich keiner mehr in Schweigen hüllen und uns an der Nase herumführen oder uns für seine Zwecke missbrauchen. Aber die beiden waren genauso schlimm wie dieser Tarabas von Sonstwas. Über dies hinaus habe ich gestern die Beherrschung verloren und die Frau, sowie den Barden angebrüllt. Ich wäre sogar bereit gewesen Antworten zu erzwingen. Im nachhinein ist es mir etwas unangenehm, aber wer soll sich in einer solchen Situation noch unter Kontrolle haben.
Nun ja, das Ende der Geschichte scheint erst einmal erreicht zu sein, doch sind noch viele Fragen offen. Fast mehr als zuvor. Und die Menschen, welche uns hätten Antworten geben können, haben wir ziehen lassen. So etwas habe ich noch nicht erlebt. Da kam der Magier, der uns für seine Zwecke benutzt hat einfach mit den Worten: "Ihr werdet euch in Geduld üben müssen" davon. Magier sind zuweilen etwas merkwürdig, aber das geht zu weit.
Komisch, ich dachte ich würde die Magier und ihre Gesetze ein wenig kennen, doch dem scheint nicht so. Ich habe ganz klar gesehen, dass er zugegeben hat, dass er nicht auf den Kodex Hermetica geschworen hat und somit ein Volksmagier ist. Vielleicht möchte sich Meister Mortifer ja erst beim nächsten Tribunal absichern, bevor er gegen ihn vorgeht. Anders kann ich es mir nicht erklären.
Aber die Schwester des Magus und der Barde, der auf sie achtet, wollten auch nichts sagen, obwohl sie näheres wussten und sie durften ebenfalls ihres Weges ziehen. Ich bin zwar ein Mensch, der gegen jegliche Gewalt an Sterblichen ist, aber hier finde ich, hätten sie uns ein paar Antworten geschuldet. Bei Elodan wundert es mich am meisten, denn er war bei der Befragung der beiden dabei. Da herrscht jemand über sein Geist und er unternimmt nichts, ist zumindest nicht bereit auf Antworten zu bestehen. So etwas hätte er früher nicht geduldet. Ich bin zwar froh, dass er mittlerweile sein Schwert so manches mal nicht nicht als erste Option sieht, aber da hätte ich es gut verstehen können. Jeder der uns für eine gerechte Sache um Hilfe bittet, dem wird geholfen. Und ich denke, dass wir mittlerweile auch diesen Ruf haben und uns viele kennen. Warum hat man uns nicht einfach gefragt? Haben wir vielleicht für die falsche Seite gekämpft? Und selbst wenn nicht, ich möchte doch gerne selber entscheiden, was ich als richtig und falsch empfinde und gegen wen ich vorgehe. Zugegeben, es ist nicht schön gegen eine schwächere Person, in diesem Fall die Frau vorzugehen, aber Gerechtigkeit muss sein.

Nun ja, immerhin sind wir alle noch am Leben. Alle? Kann ich noch nicht einmal genau sagen, denn Sir Henry und Asteria sind seit der Nacht mit den Orks wie vom Erdboden verschluckt. Doch ich nehme nicht an, dass ihnen etwas zugestoßen ist, denn sie sind beide erfahren genug. Vielmehr glaube ich, dass es andere Gründe hat. Schließlich ist das Leben in oder mit einem Bund nicht jedermanns Sache und da zumindest Sir Henry nicht mit den anderen konform gehen konnte, vermute ich, dass er eine Entscheidung getroffen und uns still und heimlich verlassen hat.

Ich hoffe, dass wir diesen Tag noch hier Rasten und erst morgen aufbrechen, denn noch habe ich mich nicht entschieden, welchen Weg ich einschlagen soll. Einerseite sollte ich mal zu Hause nach dem Rechten schauen um die Bierbrauanlage zu überprüfen und um zu kontrollieren, ob meine Lehrlinge das auch noch gewissenhaft machen. Andererseits kann ich mich nicht dem Problem mit den Wolfswesen entziehen. Schließlich betrifft es einige Freunde von mir.
Die Entscheidung werde ich heute noch treffen müssen.

e Remigius f

A